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Du siehst ein Bild und weißt sofort: Das ist von Vincent van Gogh oder Piet Mondrian oder Paula Modersohn-Becker oder Frida Kahlo. Du sagst, du erkennst das am Stil.

Du malst selber und probierst Vieles aus. Du sagst: Ich habe meinen Stil noch nicht gefunden. Oder: Ich habe keinen eigenen Stil, ich bin keine richtige Künstlerin.

Aber was verstehen wir eigentlich unter dem Begriff “Stil”, wenn wir ihn in diesem Zusammenhang verwenden?

Ich zitiere mal aus dem entsprechenden Wikipedia-Artikel:

“Der Ausdruck Stil bezeichnet eine ‘charakteristisch ausgeprägte Erscheinungsform’ (ursprünglich einer Sprache oder eines Kunstwerks) …”

Und weiter heißt es:

“Zu den entscheidenden Merkmalen eines Stils gehört, dass er im jeweiligen Kontext als Alternative zu anderen möglichen Stilen wahrgenommen wird.”

Zwei Beispiele:

Nehmen wir als erstes van Gogh: Wenn man seine frühen Werke betrachtet, ähneln sie in der Ausführung den üblichen Bildern dieser Zeit. Irgendwann hat er aber eine ganz andere Herangehensweise für sich gefunden. Er arbeitete mit reinen, leuchtenden Farben, kurzen und dynamischen Pinselstrichen, Farbflächen oft mit dunklen Umrandungen aber ohne Schatten. Diese späten Arbeiten sind es, die wir als “typisch van Gogh” empfinden.

Aber van Gogh war nicht erst Künstler, als er diese Art zu Malen für sich gefunden hatte. Er war es die ganze Zeit seiner Entwicklung.

Ein anderes Beispiel: Pablo Picasso. Sein Leben lang hat sich seine Kunst verändert. Er arbeitete mit ganz verschiedenen Medien, mit Malerei, Tuschezeichnung, graphische Techniken wie Radierung, Holz- und Linolschnitt. Er töpferte und er schuf Skulpturen. Betrachtet man Gemälde aus seiner “Blauen Periode”, dann sind sie völlig anders in der Darstellung als die späteren kubistischen Werke. Er hat immer wieder nach neuen Möglichkeiten gesucht für das, was er ausdrücken wollte.

Stil als Entwicklung

Wenn Walter Gropius also von “beständigem Wandel” spricht, ist das genau, was Künstler erleben. Sie entwickeln ihre Art zu malen, zu zeichnen, Skulpturen zu schaffen beständig weiter.

Jeder Mensch ist einzigartig, ist eine einmalige Kombination aus Eigenschaften und Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, Interessen und Ansichten. Und wenn wir es schaffen, genau diese unsere ganz eigene Kombination in unsere Kunst einfließen zu lassen, dann ist sie das, was Wikipedia eine ‘charakteristisch ausgeprägte Erscheinungsform’ nennt.

Und sie wird sich mit unserer Entwicklung, mit dem, was wir erfahren, erleben, lernen, weiterentwickeln und verändern. Und das macht sie so spannend, finde ich.

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