Keine Lust, ins Atelier zu gehen. Die Nase läuft, mich hat die erste Erkältung (ja, wirklich nur Erkältung) seit drei Jahren erwischt. Besser jetzt als in einer Woche, wenn mein offenes Atelier ansteht. Lästig ist es trotzdem.
Was tun? Irgendeine Ablenkung brauche ich, während ich leise vor mich hin schniefe.
Für mich eine Gelegenheit, ausgiebig im Internet unterwegs zu sein. Wenn ich schon nicht selber an Collagen arbeite, dann will ich etwas mehr über Collage-Künstler*innen erfahren.
Spannend, wie unterschiedlich sie arbeiten. Die eine schneidet filigrane Teile mit einem Skalpell aus und fügt sie mit doppelseitig klebendem Tape zusammen. Der nächste verwendet farbige Teile aus der Tageszeitung, um sie als sein “Pigment” zu nutzen, die ausgerissenen Teile wie Mosaiksteine aufzukleben und mit dem Finger die Farbe zu verschmieren. Ein dritter schneidet, klebt und näht zusätzlich mit der Maschine Linien in seine Arbeiten.
Inspirierender Fund
Und dann stoße ich auf ein YouTube-Video über die 1987 verstorbene Künstlerin Hannelore Baron. Geboren 1926 im Saarland, in der Nazi-Zeit mit den Eltern in die USA geflüchtet. Geprägt von den traumatischen Erlebnissen in ihrer Kindheit, hat sie zeitlebens mit psychischen Problemen zu kämpfen, entwickelt ihre Kunst autodidaktisch, sozusagen neben dem Familienleben.
Im Video spricht Jack Rutberg, Galerist in Los Angeles, über seine Begegnung mit Hannelore Baron, über ihr Werk, über die Ausstellung ihrer Collagen und Assemblagen im Winter 2015/2016.
Viele Arbeiten werden in diesem Video gezeigt und ich war sofort berührt, habe mich angesprochen gefühlt von den relativ kleinen Collagen aus Papier und Stoff, kombiniert mit Zeichnung. Von ihren Assemblagen aus Holzstücken, Metall und anderen Fundstücken, häufig ergänzt durch Garn, das wie Linien wirkt.
Auf der Website über Hannelore Baron habe ich mir ihre Arbeiten nochmal in Ruhe angeschaut. Habe mich gefragt, was mich so berührt hat.
Ich glaube, es sind die alten Materialien, die Nutzung von Fundstücken, die auf diese Weise vor dem Vergessen bewahrt werden. Es sind die geradlinigen Kompositionen, zurückhaltend in den Farben, die ruhig und doch nicht langweilig wirken. Zumindest sind das meine ersten Gedanken dazu.
Ich glaube, wenn meine Erkältung sich zurückzieht, werde ich im Atelier in meinen Sammelboxen schauen nach Papier und Stoff, nach Garn und Kleinteilen und vielleicht werde ich anfangen, mit ihnen zu spielen.
Not fit enough for the studio and still in the middle of art
Don’t feel like going to the studio. My nose is running, I got the first cold (yes, really just a cold) in three years. Better now than in a week when my open studio is due. It’s annoying nonetheless.
What to do? I need some distraction while sniffling ahead softly.
An opportunity for me to be extensively on the Internet. When I’m not making collages myself, I want to learn a little more about collage artists.
It’s interesting how different they work. One cuts out filigree parts with a scalpel and joins them with double-sided adhesive tape. The next uses colored parts from the newspaper to use as his “pigment”, sticking on the torn parts like mosaic pieces and smearing the paint with his finger. A third cuts, glues and sews lines into his work with the machine.
Inspiring find
And then I come across a YouTube video about the artist Hannelore Baron, who died in 1987. Born in Saarland in 1926, fled to the USA with her parents during the Nazi era. Shaped by the traumatic experiences of her childhood, she struggled with psychological problems throughout her life and developed her art autodidactically, alongside family life, so to speak.
In the video, Jack Rutberg, gallery owner in Los Angeles, talks about his encounter with Hannelore Baron, about her work, about the exhibition of her collages and assemblages in winter 2015/2016.
Many works are shown in this video and I was immediately touched, I felt addressed by the relatively small collages made of paper and fabric, combined with drawings. By her assemblages of pieces of wood, metal and other found objects, often complemented by yarn that looks like lines.
On the website about Hannelore Baron I took a look at her work again. I asked myself what touched me so much.
I think it’s the old materials, the use of found objects that are saved from oblivion in this way. It is the linear compositions, restrained in the colors that appear calm and yet not boring. At least those are my first thoughts on it.
I think when my cold goes away, I’ll look in my collection boxes in the studio for paper and fabric, yarn and small parts and maybe I’ll start playing with them.