Unterwegs gesehen: Marie Krøyer – Madam Bendsen’s Farm (1891/94)

Öl auf Leinwand, 54 x 81 cm

Was für eine sonnig-fröhliche Stimmung! Dieses Bild hat mich sofort gefangen, als ich es in Stockholm sah.

Genauer in Prinz Eugens Waldemarsudde auf der Insel Djurgarden, einem Teil Stockholms, wo sich einige Touristenattraktionen der Stadt versammeln wie das Freilichtmuseum Skansen, das Vasa-Museum, das ABBA-Museum und der große Vergnügungspark Gröna Lund (“Tivoli”).

Waldemarsudde, das Haus des 1947 verstorbenen Prinz Eugen, liegt in einem Park mit traumhaftem Blick aufs Wasser. Prinz Eugen war selber Künstler, außerdem ein bedeutender Kunstsammler. Sein Haus hat er – zusammen mit seinen Sammlungen und einem Grundstock zur Bildung einer Stiftung – in seinem Testament dem schwedischen Staat vermacht. Dem alten Gebäude ist ein moderner Trakt, die Galerie, angeschlossen.

In diesem Trakt fand vom 9. März bis 1. September 2024 eine Ausstellung über die dänische Malerin Marie Krøyer (1867 – 1940) statt.

Marie Krøyer hat ihre malerische Ausbildung an privaten Kunstschulen erhalten, denn damals waren Frauen noch nicht an der Akademie zugelassen. Eine Weile nach ihrer Heirat mit dem dänischen Künstler P.S. Krøyer hat sie sich weitgehend aus der Malerei zurückgezogen. Sie hat sich mit Design und Innenarchitektur beschäftigt und nicht nur das eigene Haus, sondern auch die Häuser befreundeter Künstler eingerichtet.

Was fällt mir bei der Betrachtung auf?

Vor einem zartgelben Haus mit rotem Ziegeldacht blüht ein großer Holunder (stand in der Bildbeschreibung). Die Bäume dominieren das Bild, sie werfen einen blauen Schatten auf Haus und Boden.

Die Szene ist in frischen, klaren Farben gestaltet, die den Sommer in Skagen spüren lassen. Das Blau der Schatten ähnelt dem des Himmels, die Holunderblüten spiegeln die hellsten Gelbtöne des Hauses und das warme Orange der Ziegel wird in gedämpfter Form im Boden wiederholt.

Die schlichten, geometrischen Flächen, aus denen das Gebäude aufgebaut ist, stehen den lockeren organischen Formen der Bäume und des Grases gegenüber.

Der Holunder mit seinen starken Kontrasten zwischen hellen Blüten und schattigen Stämmen, ist für mich der Hauptdarsteller dieses Bildes.

Was nehme ich für mich mit?

Ich mag die sanften Farben des Bildes sehr.

Vor allem aber fasziniert mich der blaue Schatten, der von den Bäumen geworfen wird. Er ist flächig, aber durchbrochen, wo Licht durch das Blattwerk fällt. Dadurch wirkt er nicht schwer und kompakt sondern luftig. Die Schatten haben für mich eine Art Eigenleben.

Ich selber habe immer wieder meine Schwierigkeiten mit dem Malen von Schatten, habe Hemmungen, sie so klar umrissen und so kräftig zu malen, wie sie sind. Vor allem die Wahl der Schattenfarbe fällt mir nicht leicht.

Schatten sind nicht einfach grau oder dunkel, sie spiegeln die Farben, die sie umgeben.

Marie Krøyers Bild regt dazu an, sich stärker mit ihren Formen und Farben auseinanderzusetzen.

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