Wir waren ein paar Tage am Meer, an den kilometerlangen Stränden Zeelands (NL).
Ich liebe es, nahe der Wasserkante zu wandern, von Buhne zu Buhne, die Wellen zu beobachten, wie sie an den Stämmen entlanglaufen und ihre Gischt die Algen daran benetzt. Ich mag es, wie meine Schritte vergängliche Spuren hinterlassen, sich mit den Spuren der anderen Spaziergänger kreuzen, die unterschiedlichen Sohlenprofile, die Abdrücke nackter Füße, deren Zehen sich in den feuchten Sand graben. Ich genieße den Wind in meinen Haaren – auch wenn das arg nach Klischee klingt -, den Hauch von Tang und Salz in der Luft und die Schreie der Möwen, die an den Kanten der Dünen segeln.
Das alles macht meinen Kopf frei, mein Denken leicht und weit. Und empfänglich für die Stimme der Inspiration, die aus dem, was ich sehe, höre, spüre, Ideen entwickelt für Bilder, für Objekte. Ich möchte am liebsten sofort nach der Rückkehr vom Strand loslegen.
Kann ich aber nicht. Weil ich Hunderte Kilometer entfernt von meinem Atelier bin, von all meinen Materialien und meinem Handwerkszeug. Ich muss mich gedulden, bis ich wieder zuhause bin.
Dort angekommen steht eigentlich alles parat, ich könnte an meinen Ideen arbeiten. Aber der Tag ist schon fortgeschritten, ich muss auspacken, wegräumen. Die Energie ist versickert, der Schwung der ersten Inspiration ins Leere gelaufen.
Das ist, was ich mein Reise-Paradoxon oder Reise-Dilemma nenne.
Am einen Ort finde ich Inspiration, kann sie aber nicht umsetzen.
Am anderen Ort habe ich alles für die Arbeit, aber dort spüre ich die Inspiration nicht.
Kennt ihr das auch? Was macht ihr, um diese Widersprüche aufzulösen?
Ich weiß jetzt: Ich brauche so etwas wie eine Brücke, um diese Orte zu verbinden.
Unterwegs habe ich Notizen, Skizzen und Fotos gemacht, habe mir intensiv ausgemalt, wie meine Idee Form gewinnt. Und ich hoffe, dass diese Brücke trägt, dass ich, wenn die Termine der nächsten Tage ein wenig Luft lassen, damit arbeiten kann.