Wofür man Zeit haben muss – Zitat von Astrid Lindgren

Gelesen habe ich dieses Zitat an der Ostsee. Es hing in fetten Lettern ganz breit im Schaufenster eines Kunstgeschäftes. Wobei sich dieses Geschäft in einem künstlich geschaffenen Ferienort befindet mit eckigen, sterilen Häusern und einem dazugehörigen Hafen für die Freizeitskipper. (Sorry, ich nenne keinen Ortsnamen, fand es wenig einladend dort, aber das mag Geschmackssache sein.)

Das Zitat dagegen hat mich mehr als angesprochen. Und ich finde, es passt gut zu Goethes Worten vom September.

Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Wir brauchen einfach Zeit und Ruhe, damit unsere Kreativität sich entfalten kann. Wir brauchen Muße, damit die Muse sich zu uns gesellt. Aber da ist noch mehr.

“Vor sich hin schauen” – das ist ein Blick, der nichts Bestimmtes fixiert, der entweder in die Weite geht oder einfach vor die eigenen Füße. Weil der Blick eigentlich nach innen gewendet ist auf das, was da aufsteigen mag an Bildern.

Vielleicht geht der Blick aber doch ins Außen. Dann schweift er nicht schnell über alles, was sich vor dem Auge ausbreitet, verharrt stattdessen und schaut genau hin. Sieht nicht nur sondern nimmt wahr, tastet das Objekt der Aufmerksamkeit ab, versucht es mit allen Details zu erfassen.

Ich glaube, genau das müssen wir wieder lernen. Nicht nur oberflächlich zu “scrollen” und gleich weiter zum Nächsten zu gehen, sondern wirklich hinzuschauen und zu verinnerlichen, was wir da sehen.

Und dann können wir – zurück im Atelier oder an der Tastatur – diese Eindrücke künstlerisch verarbeiten und Bilder oder Texte daraus schaffen, die ebenfalls in die Tiefe gehen.


What you have to have time for – Quote by Astrid Lindgren

I read this quote on the Baltic Sea. It hung in bold letters in the window of an art shop (see above). This business is located in an artificially created holiday resort with square, sterile houses and an associated harbor for leisure skippers. (Sorry, I won’t mention the place’s name, didn’t find it very inviting there, but that may be a matter of taste.)

The quote, on the other hand, really appealed to me. And I think it goes well with Goethe’s words of September.

At the risk of repeating myself: we simply need time and quiet so that our creativity can emerge. We need leisure for the muse to join us. But there is more.

„Look ahead“ – that is a view that does not fix anything in particular, that either goes into the distance or just in front of your own feet. Because the gaze is actually turned inward to what may arise in the form of images.

But maybe the view goes outside. Then it doesn’t quickly sweep over everything that spreads out in front of the eye, instead it pauses and looks closely. Not only sees but perceives, scans the object of attention, tries to grasp it with all the details.

I think that’s exactly what we have to learn again. Not just „scrolling“ superficially and going straight to the next, but really looking and internalizing what we’re seeing.

And then we can – back in the studio or at the keyboard – process these impressions artistically and create images or texts from them that also go into depth.

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