Zitat von Jose Ortega y Gasset

Reif für die Insel? Kunst als Fels in der Brandung

Wenn es um Inseln und Brandung geht, bin ich dabei. Sofort sehe ich das Meer vor mir. Ich sehe Klippen aufragen, an denen die Gischt emporspritzt. Ich sehe Buchten, in denen Wellen auf dem Sandstrand sanft auslaufen, Muscheln und Kiesel umspülen.

Aber was hat all das mit Kunst zu tun? Mir fallen zwei mögliche Sichtweisen dazu ein.

Eine Insel ragt aus dem Meer heraus. Sie hat eine andere Qualität als das sie umgebende Wasser, wäre aber ohne dieses nicht als Insel zu denken.

Ein Kunstwerk entsteht in der Wirklichkeit des Künstlers, aber es hebt sich aus ihr heraus, hat eine eigene Qualität. Ein Roman spielt vielleicht in unserer Welt, aber die Figuren sind fiktiv, die Geschichte ist so nie passiert. Ein Bild ist inspiriert von einer Landschaft, aber es ist nicht die Landschaft, sondern eine persönlich geprägte, mehr oder weniger abstrahierte Darstellung. Doch ohne die Realität der Künstlerin, des Künstlers könnte das Kunstwerk nicht entstehen, es ist darin eingebettet.

Eine Insel kann ein Rückzugsort sein, eine eigene kleine Welt, fern ab von allem. Wir sagen gerne „Ich bin reif für die Insel.“, wenn wir ausdrücken wollen, dass wir vom Alltag genug haben und eine Auszeit brauchen.

Wenn wir uns mit Kunst beschäftigen – wenn wir Bücher lesen oder Bilder betrachten -, ziehen wir uns vom Alltag zurück und tauchen in eine eigene Welt ein. – Mir fällt gerade auf, dass das Wort „eintauchen“ passend mit Wasser zu tun hat. – Auch wenn wir wissen, dass die Wirklichkeit um uns herum „brandet“, sind wir ihr auf unserer Kunst-Insel ein Stück weit entrückt.

Ich mag dieses Bild von Insel und Meer als Metapher für Kunstwerk und Wirklichkeit. In der Weite der Wirklichkeit können Kunstwerke Orientierung geben, rettender Fels sein oder Zwischenstopp auf der Reise, sowohl für die Erschaffenden als auch für die Betrachtenden.


Ready for the island? Art as a rock in the surf

Zitat von Jose Ortega y Gasset

When it comes to islands and surf, I’m in it. I immediately see the sea in front of me. I see cliffs towering where the spray spurts up. I see bays where waves gently spill onto the sandy beach, lapping around shells and pebbles.

But what does all this have to do with art? I can think of two possible perspectives on this.

An island sticks out of the sea. It has a different quality than the water surrounding it, but would not be conceivable as an island without it.

A work of art is created in the artist’s reality, but it stands out from it, has its own quality. A novel might be set in our world, but the characters are fictional, the story never happened that way. A painting is inspired by a landscape, but it is not the landscape, but a personally shaped, more or less abstract representation. But without the reality of the artist, the work of art could not come into being, it is embedded in it.

An island can be a retreat, a little world of its own, far from everything. We like to say „I’m ready for the island.“ when we want to express that we’ve had enough of everyday life and need a break.

When we deal with art – when we read books or look at paintings – we withdraw from everyday life and immerse ourselves in a world of our own. – It just struck me that the word „immerse“ appropriately has something to do with water. – Even if we know that reality is „surging“ around us, we are a little removed from it on our art island.

I like this image of island and sea as a metaphor for artwork and reality. In the vastness of reality, works of art can provide orientation, be a rock of salvation or a stopover on the journey, both for the creators and for the viewers.

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