Es ist gar nicht so einfach herauszubekommen, was man wirklich machen will.
Oft glauben wir, das genau zu wissen. Und wundern uns, wenn wir keinen Anfang finden. Wenn wir stattdessen alles mögliche andere vorziehen, das wir zuerst erledigen „müssen“. Nichts anderes als Prokrastinieren, als Verschieberitis, oder?
Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist das, was wir glauben machen zu wollen, nur etwas, von dem wir denken, dass wir es machen wollen sollten. – Schrecklicher Satz? Mag sein. Aber deshalb nicht weniger bedenkenswert.
Mir ist das unterwegs mal wieder so gegangen.
Mit dem Wohnmobil durch Irland hatte ich die Vorstellung, dass ich super an meinem Projekt „Behausungen“ weiterarbeiten könnte. Neue Motive finden, Fotos machen, Ausschnitte wählen, Farbskizzen im Skizzenbuch, dann schon mal mit Aquarellfarben die Motive malen.
Klang gut, aber ich hatte keine rechte Lust. Fotografieren? Ja. Ausschnitte für die Motive wählen? Auch. Farbskizzen machen? Nein. Kleine Aquarelle im Urban-Sketching-Style? Gar nicht!
Was habe ich also gemacht? Eine ganze Weile erstmal gar nichts und mich über mich selbst geärgert. Habe nach Gründen gesucht, warum ich mich nicht aufraffen konnte: den ganzen Tag auf Tour, keine Energie mehr, das falsche Licht, keine Ruhe, zu wenig Platz. Ausreden!
Der eigentliche Grund: Ich wollte etwas völlig anderes machen, etwas, das nichts mit den „Behausungen“ zu tun hat. Ich wollte mit Farbe spielen, ohne bestimmtes Ziel, vielleicht angeregt durch das viele Wasser rundherum. Und ich musste mir dafür die Erlaubnis geben. Albern, oder? War aber so.
Verbindung mit den Aquarellfarben aufnehmen
Ich habe schon länger nicht mit Aquarellfarben gearbeitet, vor allem nicht abstrakt. Abstrakt und intuitiv – das heißt für mich normalerweise Acrylfarbe und Mixed Media.
Warum nicht mal die Aquarellfarben ähnlich nutzen? Vielleicht in Verbindung mit meinen Aquarellstiften? Bei diesem Gedanken kribbelte es mich in den Fingern – und das ist genau das Gefühl, das wir brauchen, um aktiv zu werden.
Also habe ich mein Aquarellpapier ausgepackt, Farben, Stifte, Pinsel, etwas Küchenkrepp und ein Glas mit Wasser auf dem Tisch im Wohnmobil ausgebreitet und losgelegt.
Ich zeige euch eine der Studien und ein paar Details davon.
Wie entsteht sowas?
Zum Nass-in-Nass-Arbeiten feuchte ich mit tropfendem Küchenkrepp das Papier an. Man kann auch eine Spritzflasche nehmen (hatte ich nicht dabei) oder einen breiten Pinsel.
Mit einem Rundpinsel nehme ich reichlich Farbe auf und streiche oder kleckse sie aufs Blatt. Mehr Wasser mit den Fingern darauf spritzen, mehr Farbe zufügen, alles intuitiv und mit viel Spaß. Mich daran freuen, wie die Farben sich ausbreiten, verlaufen, miteinander mischen.
Farblich passende Aquarellstifte ins Spiel bringen. Ich mag, wie unterschiedlich sie reagieren, je nachdem, ob der Untergrund trocken oder feucht ist.
Wo zu viel Wasser steht, kann man es mit dem feuchten Küchenkrepp abtupfen. Das Krepp nimmt auch einen Teil der Farbe auf und gibt sie wieder ab, wenn man an anderen Stellen tupft. Zarte Effekte!
Und mit Salz, das man in feuchte Bereiche streut, lassen sich Ausblühungen erzeugen (hängt ab von Wasser- und Salzmenge, muss man ausprobieren).
Am Ende darf alles flach liegen und trocknen.
Hier noch einige Nahaufnahmen:
Linien mit Aquarellstift können Bereiche betonen; Zusammenspiel von Flächen und Linien
Farbe verläuft durch Zugabe von Wasser; rechts unten aufgetupfte Farbe
Dunkelgraue Farbe durch Pusten ausgetrieben
Kleine helle Ausblühungen im Blau durch Salz
Ein Abend mit viel Spaß – und so soll es sein, oder?
Liebe Uta,
dein Text hat mir aus der Seele gesprochen. Bewegungsmäßig eingeschränkt durch angebrochenen (und wieder verheilten) Wirbel und Meniskus-OP kann ich nach 4 Monaten noch immer keine längeren Strecken laufen oder mich länger anstrengen.
Und mit dem Malen ist momentan einfach gar nichts los. Nichts.
Dafür hab ich eine App für Spanisch heruntergeladen und bin fleißig am Ackern. Wir wollen endlich mal den Winter in Spanien verbringen, da ist das Lernen schon sinnvoll.
Mit dem Gadenverein will ich aufhören, auch den Galeriebetrieb auf „Sparflamme“ umstellen. Ende März sind Neuwahlen, da werde ich für den Vorstand definitiv nicht mehr antreten und auch sonst keine Verpflichtungen mehr übernehmen, so dass ich keine Termine mehr einhalten muss. Für die Galerie bzw. die Künstler bedeutet das, dass ich in Zukunft nur noch zwischen dem Verein bzw. Gemeinde meine Kontakte vermitteln möchte, dass da jemand Interesse hat, auszustellen. Für die Künstler heißt das dann, dass sie die Galerie zwar nutzen können für etwa 6 Wochen, aber alles selbst organisieren, angefangen vom Schlüssel holen bis zur Vernissage mit (oder ohne) Ausschank und Aufsicht an den folgenden Sonntagen.
Ich weiß nun nicht, ob eine Ausstellung in Geldersheim für dich dann noch von Interesse ist, da du ja von weither anreisen müsstest. Falls du trotzdem eine Lösung findest, dann kannst du dich gerne melden.
Mein Mann will ja immer fort ohne Zeitschranke und seit er in Rente ist, war dieses Ziel tatsächlich mit Händen zu greifen und dann kam Corona. Nun lässt er sich nicht mehr aufhalten und ich möchte mit ihm reisen, wann immer wir Lust haben. Wie es dann mit uns weitergeht, kann ich nicht absehen. Die letzte Zeit hat uns klargemacht, wie begrenzt das Leben sein kann und wie schnell die Fitness plötzlich weg ist.
Dir wünsche ich weiterhin viel Kreativität und Freude bei denem Tun! Vielleicht sehen wir uns im nächsten Treffen im Mai in Bodenheim?
Viele liebe Grüße,
Claudia
Liebe Claudia,
danke für deine Rückmeldung hier. Ich melde mich nochmal ausführlich per Mail bei dir.
Herzlichen Gruß
Uta
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