Unterwegs gesehen: Alexej von Jawlensky – Bildnis des Tänzers Alexander Sacharoff (1909)

Öl auf Pappe, 69,5 cm x 66,5 cm

Bevor ich auf das Schild neben diesem Bild geschaut habe, hatte ich einen Titel “Frau in rotem Kleid” im Sinn. Mich hat sofort der intensive Blick fasziniert, der die Betrachtenden direkt trifft.

Auf der Website des Lenbachhauses habe ich zu diesem Bild einige Infos gefunden.

Jawlensky hat den Balletttänzer, mit dem er befreundet war, mehrfach porträtiert. Dieses Bild ist anscheinend in sehr kurzer Zeit entstanden – einer halbe Stunde nur -, als der Tänzer geschminkt und im Kostüm kurz vor einer Vorstellung Jawlensky im Atelier besuchte. Und der angeblich das noch feuchte Portrait sofort mitgenommen hat, damit es nicht weiter überarbeitet werden konnte.

Was fällt mir bei der Betrachtung auf?

Mir gefällt vor allem der klare Aufbau des Bildes ohne viele Details. Was wohl der schnellen Skizze geschuldet ist. Rotes Kleid, schwarze Haare. Roter Mund, schwarz umrandete Augen. Ein helles Gesicht, dazu ein heller, dezenter Hintergrund, der das Portrait klar herausstechen lässt.

Als Betrachterin kann ich mich dem Blick nicht entziehen. Ich fühle mich angeschaut, vielleicht mit einem etwas provokanten, fragenden Lächeln. Na, was denkst du von mir?

Die leicht schräge Haltung des Körpers, der gerade Kopf – ich mag die Spannung, die darin steckt.

Einige Formen im Bild wiederholen sich. Einerseits findet sich die V-Form des Gesichtes wieder im unteren Bereich des Bildes beim Kleid und den Armen. Andererseits ähneln sich die Form der Frisur und die des Kleides rund um die Schultern. Wobei die Frisur eine leichte Diagonale von links unten nach rechts oben aufweist, die Schultern des Kleides dagegen von links oben nach rechts unten. Auch hier also eine gewisse Spannung.

Was nehme ich für mich mit?

Erster Gedanke: Weniger ist mehr. Reduktion auf das Wesentliche.

Zweiter Gedanke: Klare Kontraste, sowohl Hell gegen Dunkel als auch gesättigte Farbe gegen eher neutrale Töne.

Dritter Gedanke: Warum habe ich mich noch nie wirklich mit Figuren und Portraits beschäftigt? Vielleicht eine Idee für das nächste 100-Tage-Projekt (2024). Selbstportraits in allen möglichen Varianten? Nach 100 Tagen sollte da zumindest eins dabei sein, das einen gewissen Wiedererkennungswert hat.

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