Unterwegs gesehen: Adolf Erbslöh – Zuckerfabrik in Warburg (1921)

Öl auf Leinwand, 59 x 73,5 cm

Im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm gibt es verschiedene Ausstellungsbereiche, neben Stadtgeschichte oder Archäologie auch Bildende Kunst vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Da musste ich natürlich hinein, als wir über die Ostertage in der Region unterwegs waren.

Eins der Bilder, die mir ins Auge fielen, ist von Adolf Erbslöh (1881 – 1947). Er war zusammen mit Marianne von Werefkin und Alexej von Jawlensky einer der Initiatoren der “Neuen Künstlervereinigung München”, die später zum “Blauen Reiter” führte.

Anfang der 1920er Jahre hat Erbslöh sich (laut Wikipedia) der “Neuen Sachlichkeit” zugewendet, hat aber die kräftigen Farben aus dem Expressionismus beibehalten.

Was fällt mir bei der Betrachtung auf?

Eine Landschaft in kräftigen Farben – hauptsächlich in Grün- und Gelb-Orange-Tönen – mit starken Kontrasten. Licht und Schatten sorgen für Plastizität. Die Elemente in der Landschaft wie Bäume oder Gebäude sind stark vereinfacht, auf ihre grundlegenden Formen reduziert.

In der Bildkomposition finden sich viele diagonale Richtungen, die auf einen Punkt im oberen linken Drittel zulaufen und so den Blick dirigieren. Auf dem höchsten Punkt eines Hügels stehen mehrer Gebäude, die an ein Dorf mit einer Kirche erinnern. Schaut man genauer hin, erkennt man in dem schmalen, hohen Turm einen Schornstein – die vermeintliche Kirche ist eine Fabrik.

Der Himmel im oberen Drittel des Bildes ist in Grautönen gehalten, dunkler an den Rändern, zum Schornstein hin heller, als ginge von ihm ein Leuchten aus. Die Fabrik als Kirche der Moderne vielleicht.

Was nehme ich für mich mit?

Ich mag die klaren, vereinfachten Formen und ihre Dreidimensionalität. Immer wieder stelle ich fest, dass ich mit Licht und Schatten in meinem Bildern zu zaghaft umgehe, dass ich da mutiger werden möchte.

Die Bildkomposition erinnert mich an die sogenannte “Drittel-Regel”, die ich auch vom Fotografieren kenne: Man teilt die Bildfläche jeweils waagerecht und senkrecht durch Linien in drei Teile. Eine spannende Komposition ergibt sich quasi automatisch, wenn man das wichtigste Element im Bild an einem der Kreuzungspunkte dieser Linien positioniert. Durch die Drittelung kommt man dem “Goldenen Schnitt” recht nahe.

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