Durchhalten oder aufgeben?

Seid ihr zusammengezuckt beim Lesen der Überschrift? Wenigstens ein bisschen? Dann hat meine kleine Provokation funktioniert.

Was war eure erste Reaktion? Die, die aus dem Bauch heraus kommt, bevor ihr nachdenken könnt.

Schoss euch “Durchhalten natürlich” durch den Kopf? Weil eure Erziehung Werte beinhaltet wie Zuverlässigkeit, Verantworungsbewusstsein, Disziplin. Und weil “aufgeben” nach Verlierer klingt.

Oder habt ihr zurückgefragt: “Was denn überhaupt?” Weil es einen Unterschied macht, ob man eine “Ich esse eine Woche lang keine Schokolade”-Challenge durchhält oder eine Berufsausbildung.

Okay, ich präzisiere die Frage mal ein bisschen:

Was macht ihr, wenn euer Kunstprojekt nicht (mehr) so richtig läuft?

Nehmen wir ein konkretes Beispiel.

Anfang dieses Jahres habe ich begonnen, tägliche Collagen zu machen. Ihr habt die Flipbooks, mit den monatlichen Zusammenfassungen sicher schon auf meinem Blog gesehen. Ende Juli hatte ich das Gefühl, dass die Luft raus ist, dass ich keine Lust mehr habe weiterzumachen. Durchhalten oder aufgeben?

Durchhalten bedeutet in diesem Fall, dass ich weiterhin Tag für Tag mechanisch eine Collage erstelle. Aufgeben heißt, ich beende das Projekt.

Was kann mir bei der Entscheidung helfen?

Gerade wenn wir schon viel Zeit und Kraft in ein Projekt gesteckt haben, fällt es uns oft schwer zu entscheiden, ob wir weitermachen oder beenden sollen. Es hilft, wenn ich mir verschiedene Punkte anschaue.

Gibt es ein Ziel für das Projekt und wie nah bin ich ihm bereits gekommen? Lohnt es sich also weiterzumachen?

Ist ein Zeitrahmen vorgesehen und wo befinde ich mich in diesem Rahmen?

Und ganz wichtig bei künstlerischen Projekten: Wie fühle ich mich dabei? Ist das Ganze nur noch Routine oder gar Zwang, dann sollte ich aussteigen. Kreativität braucht Freude und Freiheit.

Das bedeutet nicht, dass ich bei den ersten Schwierigkeiten gleich das Handtuch werfen soll. Denn wenn wir uns künstlerisch entwickeln wollen, dann müssen wir raus aus unserer Komfortzone, müssen Neues probieren und auch Frustrationen aushalten lernen.

Und wie sieht das mit meinen “Daily Collages” aus?

Die Idee hinter den täglichen Collagen ist, mich im kreativen Tun zu halten, auch wenn ich mal nur wenig Zeit habe. Sie sollen den “Kreativ-Muskel” trainieren, sollen Ideen liefern und als Spielwiese für Experimente dienen. Wie lange ich das mache, habe ich offen gelassen.

Inzwischen sind sieben Monate vergangen, 213 Collagen zusammengekommen. Im Moment gibt es verschiedene andere Projekte, die meine kreative Aufmerksamkeit, meine Zeit und Energie brauchen. Die Collagen sind gerade eher eine Belastung als eine Freude.

Also ist es eine gute Entscheidung, wenn ich mit den Collagen aufhöre oder zumindest eine längere Pause mache.

Wie geht ihr mit “ungeliebten” Projekten um? Wie schnell entscheidet ihr, ob es weitergeht oder nicht? Wie fühlt ihr euch damit? Schreibt mir gerne etwas dazu in die Kommentare.

1 Kommentar zu „Durchhalten oder aufgeben?“

  1. Pingback: Was darunter liegt (1): Dem Prozess vertrauen - Uta Lösken - Künstlerin

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert