Im letzten Sommer war ich in Stockholm im „Moderna Museet“. Und in einem der Räume hingen zwölf Arbeiten von Henri Matisse, zwölf seiner Scherenschnitte.
Der Raum war stark abgedunkelt, die Bildergruppe hing hoch oben an einer Deckenschräge und war schlecht zu fotografieren. Trotzdem musste ich diese farbenfrohe Sammlung von Formen „mitnehmen“.
Ein paar der Scherenschnitte zeige ich euch hier mal etwas größer:

„Der Clown“

„Zirkus“

„Die Codomas“

„Schicksal“

„Der Messerwerfer“

„Die Lagune“
Scherenschnitte waren für Matisse im Alter die Möglichkeit, weiterhin gestalterisch tätig zu sein, als er nicht mehr mit dem Pinsel an der Staffelei stehen konnte.
Die Papiere, aus denen er seine Scherenschnitte machte, waren nach seinen Angaben gefärbt worden. Das direkte Schneiden in die Farbe erinnere ihn an die Arbeit eines Bildhauers, hat er einmal gesagt.
„Jazz“ besteht aus zwanzig Scherenschnitten, die ab 1942 entstanden. Später wurde die Sammlung als Mappe im Format 42 x 32,5 cm von einem Pariser Verleger in Pochoir-Technik (eine Art Siebdruck) mit den Farben gedruckt, die auch Matisse für die Originale verwendet hat. (Hab ich gelesen in einem Buch über Matisse‘ Scherenschnitte.)
Was fällt mir bei der Betrachtung auf?
Matisse arbeitet mit einer Palette von nur wenigen Farben. Seine Formen sind frei geschnitten, aber es finden sich Elemente, die wiederholt in den Bildern auftauchen, zum Beispiel die pflanzenartigen Formen.
Matisse hat für sich eine Bildsprache entwickelt, die sich zwischen abstrakt und figurativ bewegt. Während man die menschliche Figur in „Der Clown“ sofort erkennt, ist die magenta-farbene Form in „Der Messerwerfer“ erst durch den Titel zu entschlüsseln.
Obwohl die einzelnen Elemente einfarbig und damit sehr flächig wirken, haben die Bilder trotzdem Tiefe, die Matisse erreicht durch das Überlagern seiner Formen.
Diese Scherenschnitt-Bilder sind reine Collagen.
Was nehme ich für mich mit?
Mich fasziniert, wie wenig an Material es braucht, um Kunst zu machen. Aber wie viel an Erfahrung – bei Matisse ein ganzes langes Leben – um mit diesen wenigen Mitteln spannende Arbeiten zu erschaffen, die immer wieder berühren.
Die Scherenschnitte wirken so spielerisch leicht und sind doch durchkomponiert mit einem sicheren Gefühl für Bildaufbau, das nur durch intensive Beschäftigung mit den Bildelementen entsteht. Daran möchte ich mich von Zeit zu Zeit erinnern (und dann natürlich auch daran arbeiten).