Seit Jahren schon steht eine Feldstaffelei zusammengefaltet in der Ecke meines Ateliers. Irgendwann gekauft, bisher nie benutzt, weil ich auf Reisen nie gemalt habe, jedenfalls nicht mit Acrylfarben. Weil ich immer dachte: Wo soll ich das alles im Wohnmobil unterbringen?
Im letzten Winter hat mein Schatz mir dann eine Frage gestellt: Was genau brauchst du unterwegs?
Ich habe überlegt, eine Liste gemacht und es hat sich herausgestellt, dass mein Equipment gar nicht so ausufernd ist. Ein Kunststoffkoffer, der ursprünglich mit einer Bohrmaschine oder ähnlichem in unser Haus gekommen ist, kann alles aufnehmen: Farben (kleinere Tuben als daheim natürlich), Pinsel, Malspachtel, Stifte, Maltuch, Palette, Wasserflasche und Becher.
Dazu kommt noch eine selbstgebaute Bildermappe, die sowohl das blanke Papier (ich nutze Aquarellpapier mit einer Stärke von 300 g/qm) als auch die Werke aufnimmt, und eine Platte (ein Stück alte Schrankrückwand), auf der ich mit Kreppband das Papier fixieren und dann auf die Staffelei stellen kann. Für beides habe ich mir aus einem geerbten Bettlaken eine Tasche mit Gurt genäht.
Zusammengepackt sieht das alles doch recht übersichtlich aus, oder?
Schon komisch, dass ich früher pauschal gesagt habe: zu viel Zeug, kein Platz dafür. Sonst kann ich doch gut organisieren, wenn ich etwas will.
Wollte ich gar nicht unterwegs malen? Suchte ich einen Vorwand, um im Urlaub keinen Pinsel in die Hand zu nehmen? Und wenn ja, warum?
Ich vermute, ich habe nicht genauer darüber nachgedacht, weil ich an meiner früheren Art zu malen festgehalten habe.
Erstens habe ich mit Acrylfarben praktisch nur auf Leinwand – sprich: Keilrahmen – gemalt. Die sind natürlich viel zu sperrig für die Reise.
Zweitens habe ich Fotos als Grundlage für meine Landschaftsbilder verwendet, habe nie direkt in der Natur gemalt.
Drittens fand ich es immer sehr angenehm, dass ich zuhause ein weites Spektrum an Material zur Verfügung habe, viele Farben, Unmengen an Pinseln und Stiften und mehr.
Stellt sich eine neue Frage: Brauche ich immer alles?
In einem Online-Schnupperkurs, den ich im frühen Sommer gemacht habe, gab es unter anderem die Aufgabe, mit einer reduzierten Palette zu malen und dabei zu sehen, wie viel möglich ist. Reduktion ist hilfreich, habe ich festgestellt (darüber werde ich demnächst ein bisschen mehr schreiben).
Und so wollte ich jetzt nicht nur spielen, experimentieren, Neues probieren, ich wollte unterwegs malen. Und – tadaa! – ich hab’s getan.
„Wer etwas will, findet Wege, wer etwas nicht will, findet Gründe“ (Götz Werner)