Unterwegs gesehen: Franz Marc – Das Äffchen (1912)

Öl auf Leinwand, 70,4 cm x 100 cm

Ich „sammele“ unterwegs gerne Fotos von Bildern, die mich ansprechen. Irgendwann mache ich mir Gedanken dazu, die ich hier mit euch teilen möchte in meiner neuen Rubrik „Unterwegs gesehen“.

Auf dem Weg Richtung Adria haben wir einen kurzen Stop in München gemacht. Im Lenbachhaus läuft gerade (bis zum 28.01.2024) die Ausstellung „Der Blaue Reiter“.

Ich mag die Farbigkeit von Franz Marcs Bildern, die kräftigen, leuchtenden Farben, die reduzierten Formen. Manchmal erinnern sie mich an Kirchenfenster.

Was fällt mir bei der Betrachtung auf?

Das Äffchen, das dem Bild seinen Namen gibt, ist in neutralem Hellgrau gestaltet, während die Umgebung, der Urwald mit Bäumen und Blüten, hauptsächlich in Gelb-Rot- und Grün-Blau-Tönen gehalten ist. Eine einzelne Blüte im unteren, rechten Bereich ist ebenfalls hellgrau.

Der Kopf des Äffchens fängt als erstes meinen Blick. Er liegt oberhalb und etwas rechts vom Bildzentrum.

Affe und helle Blüte bilden innerhalb des Bildes eine Art Dreieck, bei dem mein Blick vom Kopf des Affens durch seine Blickrichtung zum Schwanz geleitet wird. Von der Biegung des Schwanzendes wiederum zur Blüte und von da wandere ich zurück zum Affenkopf.

Diese Dreiecksgestaltung finde ich auch, wenn ich die verschiedenen Farbgruppen betrachte. Das Gelb-Rot – durch die warmen Farben und die Größe der Formen klar in den Vordergrund drängend – bildet ein Dreieck. Der Ast, auf dem das Äffchen sitzt, lässt den Blick von links unten nach rechts oben gleiten, dann zur roten Blüte links oben springen und von da zurück nach unten. Ein weiteres rot-gelbes Dreieck bilden die Äste um die Orangen herum.

Der Wald im Hintergrund ist in kühlen Blau-Grün-Tönen gehalten, aber auch auf der rechten Seite, neben der hellgrauen Blüte, befindet sich eine blaugrüne Form, sodass ebenfalls eine Art Dreieck entsteht, das den Blick leitet.

Die verschiedenen Dreiecke in der Bildkomposition sind gegeneinander verdreht, ineinander verschachtelt und verbinden sich dadurch zu einem Ganzen.

Was nehme ich für mich mit?

Ich setze eine bewusste Bildkomposition bisher zu selten ein.

Häufig arbeite ich nach Landschaftsfotos, die ich schon mit einer kompositorischen Vorstellung aufgenommen habe. Diese kann ich malerisch noch verstärken.

Abstrakte Bilder starte ich meist intuitiv. In der weiteren Überarbeitung kann ich ebenfalls mein Augenmerk mehr auf Kompositionselemente legen und so den Blick des Betrachters durchs Bild führen.

2 Kommentare zu „Unterwegs gesehen: Franz Marc – Das Äffchen (1912)“

  1. Hallo Uta,

    echt spannend, genau heute einen Beitrag von Franz Marc zu sehen. Lese nämlich gerade eine Romanbiografie über Gabriele Münter „Im Bann der Blauen Reiter“. Es geht um die Beziehung zu Kandinsky, in dem auch Franz Marc und andere aus der Zeit eine Rolle spielen. Nach dem Lesen werde ich mich wohl auch mal mit den Maler/innen der Gruppe „Blauer Reiter“ beschäftigen …

    Schöne Grüße
    Elke

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