Unterwegs gesehen: Zufallskunst (1)

Mit offenen Augen durch die Stadt schlendern. Auch das wahrnehmen, was im Randbereich unseres Blickfeldes liegt. Scheinbare Nebensächlichkeiten können inspirieren.

Das Foto oben ist irgendwann in einem Frankreichurlaub entstanden in irgendeiner kleinen Stadt. Auf dem Weg durch eine Gasse zu einem größeren Platz standen sie vor einem geschlossenen Restaurant, diese zusammengeklappten Tische.

Wer weiß, vielleicht fielen sie mir nur auf, weil der Tag eher grau und trübe war und die Farben der Tischplatten ein leuchtendes Signal gaben. Aber sie fingen meinen Blick, ich blieb stehen, hob die Kamera und hielt diesen Moment fest.

Über das Motiv nachgedacht habe ich erst später. Warum hat es mich angesprochen? Was gefällt mir daran? Schauen wir uns die Bildkomposition mal genauer an.

Das Bild ist in warmen Farben von hellem Creme über mattes Gelb, Orange bis hin zu einem blassen Rot gehalten. Als dunkelsten Tonwert gibt es kein Schwarz sondern ein Graubraun.

Auf den ersten Blick teilt sich die Komposition in zwei etwa gleichwertige Hälften, links mit eher hellen, rechts mit mittleren Tonwerten. Die Teilung wird weitgehend von einer dunklen, unterschiedlich breiten und texturierten Linie gebildet. Trotzdem fällt das Bild nicht auseinander, denn ein Teil der hellen Flächen ist auch auf der rechten, ein Teil der dunkleren Flächen auf der linken Seite zu finden. Genauso, wie kleinere Formen zum Teil im rechten unteren Viertel und zum Teil im linken oberen Viertel angeordnet sind. Auch Flächen in derselben Farbe wie die Trennlinie gibt es links und rechts auf verschiedenen Höhen. Das alles balanciert die Komposition aus.

Weitere zarte Linien durchziehen die größeren Flächen, und zwar fast alle waagerecht. Auch sie liefern Verbindungen der beiden Hälften.

Was nehme ich für mich mit?

Ich mag den klaren Bildaufbau aus ähnlichen Formen mit einer starken Orientierung an Vertikalen und Horizontalen. Ich mag die Ruhe, die diese Komposition ausstrahlt, ohne langweilig zu sein. Ich mag die Beschränkung auf analoge Farben (Farben, die auf dem Farbkreis nebeneinander angeordnet sind).

Das Bild hat trotz dieser scheinbaren Beschränkungen genug Variationen, z.B. in den Größen der Formen, und genug Kontraste, um auch einem längeren Blick darauf standzuhalten.

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