Unterwegs gesehen: Vincent van Gogh – Schwertlilien (1889)

Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich dieses Foto gemacht habe. Und zwar in der Abtei St.-Paul-de-Mausole bei St.-Remy-de-Provence.

Von wem das Original zu dieser Outdoor-Reproduktion stammt, ist den meisten vermutlich klar: Vincent van Gogh.

Er hat ein Jahr lang dort gelebt – und gemalt! Das Kloster war schon damals eine Nervenheilanstalt. Auch heute ist dort noch ein Sanatorium, aber ein Teil der Räumlichkeiten und des Parks sind für Besucher zugänglich. Die Erinnerung an den berühmten Patienten wird hochgehalten, man kann z.B. das Zimmer sehen, in dem er seine Zeit verbracht hat mit Blick auf den Garten. Und natürlich gibt es auch noch die Schwertlilien.

Aber zurück zum Gemälde von van Gogh …

Öl auf Leinwand, 74,3 x 94,3 cm

Was fällt mir bei der Betrachtung auf?

Die blauen Schwertlilien, die dem Bild seinen Namen geben, bilden eine Art Dreieck, dessen Spitze auf der linken Seite etwas oberhalb der Mitte liegt: genau da, wo die einzelne weiße Iris ihren Blütenkopf erhebt. Die anderen Blüten scheinen sich ihr zuzuneigen. Von der Größe sind sie sich alle ähnlich, auch von der Farbgebung.

Die hellen, blaugrünen Blätter der Pflanzen verlaufen eher vertikal, aber auch leicht nach links geneigt, ebenfalls in Richtung der weißen Blüte. Auch ihre Farben sind sich ähnlich.

Van Gogh hat auf Lichteinfall und Schattenwurf verzichtet. Ich habe gelesen, der Einfluss japanischer Farbholzschnitte sei hier zu erkennen.

Während die Schwertlilien in kühlen Farben gestaltet sind, nutzt er für den rötliche Boden und die orangefarbenen Blüten im Hintergrund warme Farben, die gleichzeitig einen Komplementärkontrast bilden zu den Schwertlilien und ihren Blättern.

Auf den ersten Blick wirkt das Bild unruhig und ohne Zentrum. Schaut man aber genauer hin, dann zeigt sich die Struktur und die weiße Iris wird klar zum Blickfang.

Was nehme ich für mich mit?

Auch wenn in einem Bild keine Figuren zu sehen sind, kann es eine Geschichte erzählen. So wie hier die blauen Schwertlilien die einzelne weiße Iris zu bewundern scheinen, vielleicht wegen ihrer Besonderheit.

Ich mag die klare Farbaufteilung im Bild. Gleichartige Elemente haben gleiche Farben, die in sich aber auch variieren (z.B. die unterschiedlichen Blautöne innerhalb der einzelnen Iris-Blüten). Dadurch nimmt man Bereiche, die zwar aus vielen Einzelteilen bestehen, trotzdem auch flächig war. Und das sorgt für eine klare Struktur im Bild, sodass es zwar lebendig aber nicht chaotisch wirkt.

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