Linien begrenzen Flächen, Flächen erzeugen Linien – beide sind miteinander verbunden, gleichzeitig bilden sie graphisch Kontraste. Das schaue ich mir ein bisschen genauer an.
Eine Linie ist ein eindimensionales Objekt, es hat nur eine Länge. Bei der Fläche gibt es schon zwei Dimensionen, die Länge und die Breite. Aber wie hängen Linie und Fläche nun zusammen?
Linien
Wenn wir Linien zeichnen, grenzen wir damit gleichzeitig Flächen voneinander ab. Linien teilen ein Bild und haben ganz unterschiedliche Wirkung, je nachdem, wie sie verlaufen.
Eine waagerechte Linie erinnert uns an den Horizont, wirkt ruhig und bringt Weite ins Bild. Senkrechte Linien dagegen stoppen unseren Blick wie Mauern.
Dynamik und Bewegung werden erzeugt durch schräge, durch diagonale Linien. Da unsere gewohnte „Leserichtung“ in der westlichen Welt von links nach rechts verläuft, übertragen wir diese auch auf Bilder, wir interpretieren die Linie als steigend oder fallend.
Linien können geschwungen sein, wellenförmig, zackig, es gibt unendlich viele Möglichkeiten.
Wir sehen in der Realität Linien, wo eigentlich keine sind. Der Horizont ist keine gezeichnete Linie, er ist nur eine optische Grenze zwischen Luft und Wasser.
Flächen
Flächen können real sein – wie die Oberfläche eines Tisches – oder imaginär, z.B. der Himmel auf einem Bild.
Bereiche mit ähnlichen Eigenschaften – gleiche Farbe, gleiche Struktur, etc. – nehmen wir als eine Fläche wahr. Liegen Bereiche mit unterschiedlichen Eigenschaften nebeneinander, sehen wir sie als verschiedene Flächen, ihre Grenze erscheint als Linie.
Flächen bilden Ruhepunkte für das Auge.
Und sie wirken durch ihre Form. Diese kann eher geometrisch sein – Kreis, Dreieck, Viereck – oder organisch – wie Blätter, Blüten, Einzeller. Auch hier gibt es unendliche Variationen.
Es gäbe sicher noch viel zum Thema “Linien und Flächen” zu sagen, aber das hier soll für heute genügen. Es ist eine Basis, von der aus ich das Thema ein kleines Stück weit erkunden werde.
Während ich für mein 100-Tage-Projekt heute und morgen noch Schwarz-Weiß unterwegs bin – passend zum Winterwetter draußen – brauchte ich noch ein bisschen Farbe. Also habe ich mit Ultramarinblau, Kadmiumgelb, Krapprot und Weiß Farben gemischt, ein paar Rechtecke gemalt und dann mit Fineliner diese von Linien erobern lassen.
Hier kann man gut erkennen, wie wir die Übergänge zwischen Nachbarflächen als Linien wahrnehmen. Und wie die Linien als Gruppe Flächencharakter annehmen können. Wir nutzen das ja auch beim Zeichnen, wenn wir mit vielen kurzen, dichten Linien schraffieren.
Ab Mittwoch werde ich mich im 100-Tage-Projekt mit Linien und Flächen beschäftigen. Wer die kleinen Studien sehen möchte, schaut am besten auf Instagram vorbei. Ihr findet mich unter @uta_loesken_art und unter dem Hashtag #100daysofexploringcontrast.