21. Dezember

21. Dezember

Es klingt so simpel, was Gabriele Münter sagt. Und doch ist vermutlich genau das schwer.

Was meint “Stil”? Und wie finden wir den “Stil”, der zu uns passt? Sollen wir überhaupt nach etwas wie einem “Stil” suchen?

Mit Stil bezeichnen wir – laut Wikipedia – eine “charakteristisch geprägte Erscheinungsform” oder das “einheitliche Gepräge der künstlerischen Erzeugnisse einer Zeit”. Der zweite Teil bezieht sich auf die Stilrichtungen, die Kategorien, in die wir Kunstwerke einordnen. Was uns heute interessiert, ist der erste Teil der Definition.

Wenn ich zeichne oder male, dann mache ich das auf eine ganz persönliche Art und Weise. Ich halte Stift oder Pinsel so, wie es mir am leichtesten fällt. Ich nutze Farben, die ich mag. Ich habe meinen eigenen Blick auf ein Motiv, wobei schon die Auswahl von Motiven durch meine Interessen geprägt ist. Wie ich aus einer Idee oder nach einer Vorlage ein Bild male, was ich darstelle und was ich weglasse, wie ich vereinfache, das alles führt zu einem Werk, das charakteristisch für mich ist, das in genau dieser Weise nur von mir stammen kann.

Soweit die Theorie. Aber wenn ich Anfänger*in bin, wenn ich gerade erst starte mit Malen, Zeichnen, Schreiben oder was auch immer Kreatives ich tun will, dann kann ich noch keinen persönlichen Stil haben. Denn ich muss den Bereich, der mich interessiert, erstmal kennenlernen. Ich muss ausprobieren, was alles möglich ist, brauche Vorbilder, Anleitungen. Schon als kleine Kinder lernen wir durch Nachahmen, und das funktioniert lebenslang.

Ich glaube, man kann sich nicht bewusst für einen Stil entscheiden, der muss sich entwickeln. Und dazu gehört, dass man während der “Lernphasen” immer wieder in sich hineinhört. Begeistert mich, was ich hier tue, oder quäle ich mich nur durch Anweisungen hindurch? Gefällt mir, was dabei herauskommt, oder gefällt mir zumindest ein Teil? Und wenn ja, was genau mag ich und warum?

Dieses Hinterfragen bringt uns weiter. Es geht nicht darum, was gerade “hip” ist, was “man” macht oder wie, es geht um uns. Wir picken uns aus dem großen Kuchen der Möglichkeiten die Rosinen heraus, die für uns am leckersten sind (wenn man denn wie ich Rosinen liebt – ansonsten bitte eine andere Metapher verwenden).

Und die Kombination dieser speziellen Rosinen, die ist für uns jeweils typisch, kann irgendwann zu unserem Stil werden.


21. Dezember

It sounds so simple what Gabriele Münter says. And yet that’s probably exactly what is difficult.

What does “style” mean? And how do we find the “style” that suits us? Are we even supposed to be looking for something like a “style”?

According to Wikipedia, we use style to denote a “characteristically shaped appearance” or the “uniform character of the artistic products of a time”. The second part relates to the styles, the categories in which we classify works of art. What interests us today is the first part of the definition.

When I draw or paint, I do it in a very personal way. I hold the pen or brush in the way that is easiest for me. I use colors that I like. I have my own view of a motif, whereby the selection of motifs is already shaped by my interests. How I paint a picture from an idea or based on a template, what I depict and what I leave out, how I simplify, all of this leads to a work that is characteristic of me, which in precisely this way can only come from me.

That’s the theory. But when I’m a beginner, when I’m just starting out with painting, drawing, writing or whatever creative thing I want to do, then I still can’t have a personal style. Because I have to get to know the area that interests me first. I have to try out everything that is possible, I need role models, instructions. Even as small children we learn by imitating, and that works for a lifetime.

I think you can’t consciously choose a style, it has to emerge. And that includes listening to yourself again and again during the “learning phases”. Am I enthusiastic about what I’m doing here or am I just tormenting myself through instructions? Do I like what comes out of it, or at least some of it? And if so, what exactly do I like and why?

This questioning takes us further. It’s not about what’s “hip”, what “they” do or how, it’s about us. We pick the raisins from the big cake of possibilities that are the most delicious for us (if you love raisins like me – otherwise please use a different metaphor).

And the combination of these special raisins, which is typical for each of us, at some point can become our style.

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