Kreative Weltsicht – Zitat von Rod Judkins

„Heute bin ich mal kreativ!“

Klingt irgendwie komisch, oder? Ein bisschen wie „Heute koche ich ein möglichst buntes Essen.“ oder „Heute lege ich im Garten ein amöbenförmiges Beet an.“

Als ob das etwas ist, das man ausnahmsweise macht, nichts Alltägliches, Regelmäßiges.

Rod Judkins ist ein britischer Autor, Innovations-Berater und Universitäts-Lehrer. Er beschäftigt sich intensiv mit Kreativität und kreativem Denken. Gelesen habe ich bisher noch nichts von ihm, aber dieses Zitat macht mich neugierig.

Kreativität als etwas Ganzheitliches, etwas, das unser ganzes Leben durchzieht, etwas, das unser Verhältnis zur Welt, unser Verhalten darin bestimmt.

Ich stelle mir gerade jemanden vor, nennen wir sie Paula.

Paula hat einen Bürojob, arbeitet fünf Tage die Woche „nine to five“, geht einkaufen, trifft sich nach Feierabend hin und wieder mit Freunden. Sie geht manchmal ins Theater oder Museum, fährt mindestens einmal im Jahr in Urlaub, genießt ihr Leben.

Irgendwann sitzt sie auf dem Balkon, schaut in den Himmel und den Wolken hinterher und denkt: „Diese Wolken sehen aus, als hätte ein Maler sie mit einem dicken Pinsel ins Blau getupft.“ Paula weiß genau, woher Wolken kommen, aber in diesem Moment sind sie kein kondensiertes Wasser in großer Höhe, sie sind lockere Farbflecken.

Paula könnte es dabei belassen, aber sie beginnt, ihren Alltag anders wahrzunehmen. Sie löst sich von vorgefassten Vorstellungen, was und wie etwas sei, sieht stattdessen genau hin und macht sich ihr eigenes Bild. Und vermutlich wird sie nicht beim Sehen stehen bleiben. Ist sie einmal durch dieses Tor getreten, öffnet sich eine Welt für sie, die viel zu spannend ist, um zurückzugehen und das Tor wieder zu schließen.

So in etwa denke ich mir das.

Und ihr? Wie seht ihr das Thema „Kreativität“? Als etwas, das euren Alltag ergänzt, oder als etwas, das ihn durchdringt?