André Gide (1869 – 1951) war ein französischer Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger (1947).
Ich gestehe, ich habe noch nichts von ihm gelesen und mich noch nicht weiter mit seiner Biographie und seinem Werk beschäftigt. Mir ist vor einer Weile das obige Zitat in die Finger gefallen und ich fand es so passend für alle kreativen Bereiche, dass es heute hier erscheint.
„Auf zu neuen Ufern“ – dieses Motto habe ich in Foren und Blogs gerne als Signatur verwendet, es erschien dann als Fußzeile in meinen Beiträgen. Als Reisende fand ich das passend. Aber ich gestehe, so ganz habe ich die alten Ufer meist nicht aus den Augen gelassen.
Ich bin kein mutiger Mensch. Ich brauche ein Sicherheitsnetz, ich brauche meine Gewohnheiten, meine Routinen, um mich wohlzufühlen.
Von festem Boden aus die Zehen in die Wellen zu stecken ist kein Problem. Auch bis zu den Knien ins kalte Wasser zu steigen, mache ich ohne mit der Wimper zu zucken. Danach kommen dann Zögern und Vorsicht. Muss ich mir das antun? Will ich das wirklich?
Manchmal drehe ich um und gehe wieder zurück auf den Strand. Aber manchmal spüre ich, dass ich einfach in dieses Meer eintauchen möchte, auch wenn es nur 17 oder 18 Grad hat. Ich spritze Wasser auf Arme und Bauch, hole tief Luft und mit dem nächsten Ausatmen beuge ich die Knie und sinke in die Wellen.
Und wenn ich erstmal komplett drin bin, lege ich mich auf den Rücken, genieße die Frische und lasse mich treiben.
Allerdings immer mit dem Blick auf den Strand und der Möglichkeit, die Füße wieder auf den Boden zu setzen. So ganz lasse die Küste also nicht aus den Augen.
Und beim Malen?
Auch wenn ich gerne experimentiere, bleibe ich dabei trotzdem in meiner Komfortzone, denn was ich da ausprobiere, sieht ja praktisch niemand. Ich muss mich keinen Kommentaren, keiner Kritik stellen, wenn ich nicht will.
Ganz anders war das, als ich mich für meine erste Solo-Ausstellung beworben habe.
Ich hatte schon eine Weile mit Acrylfarben gearbeitet: Landschaften und reduzierte Stillleben und ein paar (misslungene) Versuche in Abstrakt. Dann las ich einen Aufruf in der Zeitung, in dem der Kunstverein der kleinen Nachbarstadt nach Interessierten suchte, die im Rahmen von „Kunst im Rathaus“ ausstellen wollten.
Bevor ich es mir anders überlegen konnte, hatte ich schon die Nummer gewählt, die als Kontakt angegeben war. Ein kurzes, freundliches Gespräch, ein paar Informationen zu mir und meinen Arbeiten (Hinweis auf die Website), dann war klar, dass ich im folgenden Jahr einen Platz in der Ausstellungsreihe bekommen würde.
Zuerst kam der Jubel, dann die Panik.
Wie konnte ich mich anmaßen, dort meine Bilder zeigen zu wollen. Ich Amateuerin, ich Dilettantin! Viele der Ausstellenden im Rathaus hatten Kunst studiert oder zumindest Grafikdesign oder Architektur. Und ich? Autodidaktin. Klingt zwar gut, heißt aber, dass ich keine formale Ausbildung habe, sondern mir meine Arbeitsweise nach und nach selber zusammensuche.
Doch dann kam der Moment, in dem ich tief Luft geholt und mich – bildlich gesehen – ins Meer gestürzt habe. Wollte ich mich als Künstlerin weiterentwickeln, dann musste ich mich mit meinen Bildern der Öffentlichkeit stellen. Wenn ich schon die Chance dazu bekäme, dann sollte ich sie auch nutzen.
Wie geht ihr um mit kreativen Herausforderungen? Sucht ihr sie oder wartet ihr ab, was auf euch zukommt? Oder geht ihr ihnen womöglich aus dem Weg? Und wie fühlt ihr euch dabei? Schreibt mir gerne etwas zu euren Erfahrungen in die Kommentare.
Liebe Uta,
ein sehr schöner Beitrag. So schön geschrieben.
Ich liebe es, etwas persönliches über jemanden zu erfahren. 🥰
Und ich verstehe dich sehr gut. Ich verhalte mich ähnlich. Gleich ins kalte Wasser springen ist eher nicht so mein Ding. ☺️ Aber manchmal, da bin ich auch spontan und springe einfach. 🙃
Und dann muss ich sehen, wie ich zurecht komme. 😅
Liebe Grüße,
Martina ❤️
Liebe Martina,
danke dir.
Und was das Springen angeht: Ich glaube, unser Bauchgefühl kann uns da eine große Hilfe sein.
Ich selber vertraue meinem weitgehend – und bisher hat das auch funktioniert. Wenn der Bauch also sagt „Du kannst ruhig springen.“, dann probiere ich es.
Liebe Grüße,
Uta