Ständige Veränderung tut Not – Zitat von Vincent van Gogh

Ich sehe einen jungen Ahornbaum vor mir. Im Frühling schwellen seine Knospen, platzen auf, zarte Blätter entfalten sich in hellem Maigrün. Im Laufe des Jahres verändert sich ihre Farbe, erst zu einem dunkleren Grün, dann zu Gelb-, Orange- und Rottönen, je nach Witterung. Schließlich fallen die Blätter ab, werden trocken und braun und vergehen.

Im nächsten Frühjahr beginnt der Kreislauf von neuem, aber nicht nur die Blätter sind neu, auch der Baum selbst hat sich verändert. Er ist gewachsen, hat mehr Zweige bekommen, längere Äste, einen dickeren Stamm. Er ist stärker geworden.

Veränderung, Wandel bedeutet also im besten Fall auch Wachstum. Und ich denke, das ist es, was van Gogh meint, das Wachstum als Künstler.

Mir fällt gerade der Vater von Kurt Wallander aus den Mankell-Krimis ein, von dem es heißt, er male immer dieselbe Landschaft, einmal mit, einmal ohne Auerhahn. Wie schrecklich muss das sein!

Das bedeutet nicht, dass wir heute dieses malen sollen, morgen jenes und übermorgen nochmal etwas anderes. Wandlung ist kein Hin- und Herspringen, es ist ein langsamer Prozess, eine kontinuierliche Veränderung.

Wenn ich mich als Künstlerin entwickeln möchte, dann muss ich mich längere Zeit mit einem Thema oder einer Technik beschäftigen. Ich muss in die Tiefe gehen, um zu lernen, welche Möglichkeiten darin stecken, bevor ich weiterziehe.

Oder – und das ist eher meine Variante – ich muss immer wieder zurückkehren und mich erneut mit Thema oder Technik auseinandersetzen. Dabei kann ich das, was ich in einem Bereich entdeckt oder gelernt habe, in einen anderen weitertragen. Auch wenn ich zurückkehre – zum Beispiel zur Landschaftsmalerei – dann bin ich nicht mehr dieselbe und auch meine Bilder werden anders sein, im besten Fall interessanter.

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