Freiheit der Darstellung – Zitat von Pablo Picasso

Was mag Picasso für eigenartige Gedanken gehabt haben, meinen wir vielleicht, wenn wir uns einige seiner Arbeiten anschauen, zum Beispiel die kubistischen Portraits oder Stillleben.

Für mich steht bei diesem Zitat aber etwas anderes im Vordergrund. Für mich spricht Picasso hier von Freiheit, von künstlerischer Freiheit. Er löst sich von der sichtbaren Realität. Er will sie nicht einfach “abmalen”, er erschafft sie quasi nach seinen Vorstellungen. Eine stark persönliche Komponente.

Wobei selbst eine Darstellung nach dem, was wir sehen, eine solche persönliche Komponente enthält.

Wenn wir zum Beispiel eine Landschaft malen, sehen wir sie mit unserem Blick. Wir wählen aus, was wir auf die Leinwand bringen.

Wir malen vielleicht einen Baum im Vordergrund, lassen einen weiteren weg, um eine klare Komposition zu erhalten. Die Bäume im Hintergrund stellen wir als dunkelgraue Fläche dar, weil wie sie als Schatten wahrnehmen. Ein anderer nimmt vielleicht ein Graugrün oder gar ein Grauviolett dafür, weil Dunst die Farben aufhellt und verändert.

Ihr merkt, worauf ich hinaus will: Selbst wenn mehrere Menschen dasselbe Motiv so malen, wie sie es sehen, wird jedes Bild anders sein, weil jeder es eben etwas anders sieht.

Und wie viel mehr Freiheit haben wir erst, wenn wir uns erlauben, etwas so darzustellen, wie wir es uns denken! Wenn wir uns zum Beispiel lösen von den realen Größenverhältnissen. Wenn wir einen Menschen in der Landschaft winzig malen, weil er uns im Vergleich zur Größe und Macht der Natur winzig und unbedeutend erscheint. Oder wir malen ihn riesig, weil er so eine zerstörerische Auswirkung auf die Natur hat.

Wenn wir uns von der realistischen Darstellung lösen, können wir dem Betrachter viel deutlicher machen, was uns wichtig ist.

Ich weiß, das ist jetzt nichts Neues. Die ganze moderne Malerei arbeitet mit diesem Prinzip. Ob es die Impressionisten waren, die den Fokus auf das Licht gelegt haben. Oder die Expressionisten, die durch die häufig unrealistische Farbigkeit Stimmungen ausdrücken wollten. Nur mal so als Beispiele.

Trotzdem merke ich immer wieder, dass ich diese Idee vergesse. Oder mich nicht traue, ihr zu folgen. Und damit Möglichkeiten verschenke, Bilder stärker zu machen.

Danke, Picasso, dass du mich daran erinnert hast.

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